Aus dem Leben erzählt: „Vielleicht bin ich heute noch nicht fertig!“
In loser Folge berichten im SGB ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter aus ihrem Leben. Heute ist Gotthard Neumann an der Reihe.
Ihr kennt die Debatte um den Beginn des Lebens?! Mit der Befruchtung der Eizelle, mit der Geburt oder wenn der Hund gestorben ist und die Kinder aus dem Haus sind! – In dieser angenehmen und komfortablen Lebensphase sind wir angekommen. Hund hatten wir zwar keinen, aber die 5 Kinder sind aus dem Haus und die Enkel kommen immer mal zu Besuch.
Aber von vorn: Im Jahr 1957 wurde ich in eine pietistische „Gemeinschafts-Familie“ hinein geboren. In Burkhardtsdorf hatte ich eine behütete Kindheit und verbrachte die freie Zeit meist auf dem zum Haus gehörenden Grundstück oder auf den Wiesen und in den Wäldern des Erzgebirges. Mein Vater leitete die Gemeinschaft. Da war der Besuch von Sonntagschule, Jungschar und später Jugendkreis selbstverständlich. Musik und Instrumente gehörten von früher Kindheit an zu meinem Leben. Das Harmonium meines Vaters traktierte ich nur zu besonderen Anlässen. Aber die Fähigkeiten auf Klavier und Gitarre konnte ich im Jugendkreis gut nutzen. Nach einer sehr guten Prüfung der 10. Klasse durfte ich – wie viele andere christlich sozialisierte Jugendliche – nicht studieren und erlernte den Handwerksberuf eines Elektromaschinenbauers.
Während einer Singe-Freizeit im schönen Jonsdorf lernte ich Helga kennen, ein hübsches Mädchen mit toller Stimme. Die Liebe kam ein Jahr später – wieder auf einer Singe-Freizeit, diesmal in Neustadt am Rennsteig. In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass ich zwar mit vollem Engagement bei vielen Unternehmungen des Jugendkreises dabei war, aber richtig zu Jesus gehörte ich noch nicht. So kam Er damals als Heiland und Herr in mein Leben. Nach turbulenten 3 Jahren mit Höhen und Tiefen heiratete mich Helga. Ich war als Mensch damals noch nicht fertig – und bin es vielleicht heute noch nicht. Aber Helga war klar: Wir gehören zusammen. So begann unsere gemeinsame Lebenszeit! Fünf Kinder wurden uns geschenkt. Wir erlebten tolle Jahre mit Freunden aus dem Ehekreis, bei gemeinsamen Aktivitäten und auf Freizeiten. In diese Zeit konnte ich den Jugendkreis in Burkhardtsdorf und später den gemischten Chor leiten.
Mit der Wende gab es einige berufliche Kapriolen: ein Jahr ABM als Busfahrer beim Regenbogenverein, danach Zivilbeamter bei der Bundeswehr – eine Stelle zum Altwerden. Aber denkste! Diese Zeit dauerte nur etwa ein halbes Jahr. Dann kam Ruf in den hauptamtlichen Dienst in Form eines Anrufes von Gottfried Geweniger, dem damaligen EC-Vorsitzenden. In dieser Zeit hörte ich mehr und mehr auf den Rat der Brüder und Schwestern. Anfang 1993 wählte mich der damalige des Sächsischen EC zum ersten Geschäftsführer des Verbandes. Plötzlich hatte ich mit viel Geld zu tun, hauptsächlich Fördermittel und Spenden. Außerdem konnte ich bei der Vorbereitung und Durchführung von EC-Tagungen des Deutschen Verbandes und Landeskonferenzen unseres Gemeinschaftsverbandes mithelfen. EC-fresh wurde in dieser Zeit ins Leben gerufen und noch viele andere Dinge gab es in der Geschäftsstelle zu tun.
Im Jahr 2000 wurde eine Jugendreferentenstelle frei. Der Vorstand sagte: „Das wäre doch was für dich. Wir delegieren dich noch mal zu einer ‚Schmalspur-Bibelschul-Ausbildung‘ und dann machst du das mal!“ Ich durfte ein halbes Jahr in Bad Liebenzell auf dem Missionsberg wohnen und lernen. Für mich eine tolle Zeit, in der meine Helga zu Hause alles allein am Laufen halten musste. Vielen Dank noch mal dafür, liebe Helga!
Bis 2006 waren die Jugendkreise des oberen Erzgebirges mein Dienstbereich; dann waren die 6 Jahre Berufungszeit als Jugendreferent vorüber und bei mir die 50 fast erreicht. Also – wie weiter? Ehepaar Gogolin ging nach 36 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand; die Leitung der Hüttstattmühle war neu zu besetzen. „Handwerkerausbildung, Geschäftsführertätigkeit und Jugendreferent – das sind doch gute Voraussetzungen für einen Hausvater.“ – Sagte der Vorstand und schickte uns von Burkhardtsdorf nach Ansprung. Der schwerste Schritt für uns im Hören auf den Rat der Brüder! Es folgte eine intensive Zeit mit Hausleitung, Geländekauf, vielen Baumaßnahmen und bürokratischen Herausforderungen. Aber auch mit vielen tollen Erlebnissen mit den unterschiedlichsten Menschen. Über diese Zeit könnte man ein Buch schreiben.
Nun hat seit 3 Jahren der besagte letzte Abschnitt begonnen. Wir müssen auf keine Vorstände mehr hören und nicht mehr früh um 5 Uhr aufstehen. Aber Gott schenkt uns noch ein gutes Maß an Gesundheit und Vitalität. Und so können wir mit seiner Hilfe noch für ihn unterwegs sein. Und dann? Dann kommt nur noch der Himmel! Nicht mehr aber auch nicht weniger! Darauf dürfen wir uns freuen.
Gotthard Neumann, Ansprung
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Bildnachweis: Outliner | pixabay.de