„… ist die Post da?“
Als Kind fand ich es spannend, auf die Briefträgerin zu warten, denn sie brachte die Post. Wenn sie mit einem bedauernden Blick sagte: „Für euch ist nichts dabei“, dann war ich enttäuscht. Aber wenn sie mir mit verschmitztem Lächeln einen Brief oder eine Karte in die Hand drückte, dann hatte das etwas vom „kleinen Glück“. Noch heute öffne ich mit einer gewissen Erwartung den Briefkasten. Und noch heute ist die Enttäuschung da, wenn nichts oder nur Werbung und Rechnungen gekommen sind. Aber wenn ein persönlicher Brief da ist, dann mache ich ihn schon auf der Treppe auf, um nachzusehen was drinsteht. Briefe sind einfach spannend, oder?
„Ja, es ist offensichtlich, dass ihr ein Brief seid, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist. Er ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen.“ (2 Kor 3,3)
Paulus beschreibt uns Pfingsten: Stell dir vor, du bist der Brief. Wenn du anderen begegnest, ist es für sie so, als wenn sie ihren Briefkasten aufmachen. Was werden Leute da über uns denken? „O, ein Liebesbrief!“ Oder: „Ach so ein Mist, eine Rechnung!“ Oder: „Puh, schon wieder eine Mahnung!“
Jesus selbst schreibt in unsere Herzen. Er verändert uns – wenn wir es zulassen – von innen heraus. Indem Menschen sich von Gottes Geist und nicht mehr von ihren Wünschen, Trieben und „ach so berechtigten Reaktionen“ bestimmen lassen, werden sie zu einem Brief, der anderen von der Liebe Gottes und der Möglichkeit der Veränderung erzählt. So bezeugen sie, was Jesus kann: aus zerbrochenen Menschen Gotteskinder machen. Und das Starke daran ist: das ist „durch unseren Dienst zustande gekommen“. Durch den Dienst jedes Bibelkreises und Mitarbeiters einer Gemeinschaft. Stellt euch vor: Gottes Geist schreibt durch unseren Dienst mit dem Leben anderer einen Brief an diese Welt. Müssen wir da nicht aufpassen, wie wir in Form, Ausdruck und Grammatik miteinander umgehen?
Vielleicht gewinnt die Disziplin „Schönschreiben“ wieder neu Bedeutung. Das ist das Geheimnis des Geistes Gottes, der mich von innen heraus verändert. Wo ich das zulasse, wird es wirklich fröhlich Pfingsten.
In diesem Sinn ein gesegnetes Pfingstfest,
euer
Reinhard Steeger
Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes
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