“… und Tschüss!”

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Nein, ich mag Abschiedsszenen wirklich nicht: Zum einen neigt man da zu Übertreibungen und zum anderen weiß man doch sowieso nicht, was man sagen soll. Muss man noch mal die ganze Zeit Revue passieren lassen? Die schwierigen Momente lassen wir dann doch lieber weg. Wir wollen schließlich im Guten auseinandergehen.

Natürlich tut es einem leid, dass man jetzt auseinandergeht. Denn es war ja schön miteinander. Sonst würde man sich nicht wortreich verabschieden und völlig gerührt in den Armen liegen, sondern sich eher – wie man so sagt – „französisch“ verabschieden: Ohne etwas zu sagen, still und heimlich gehen.

In einem Abschiedslied von Manfred Siebald heißt es: „… jeder lässt ein Stück seines Lebens in der Hand des anderen zurück“. Die Frage ist nur, was wir damit machen: Sind wir dankbar für das, was wir

in der Hand halten oder eher ratlos und irritiert? Das liegt nun an uns! Wenn wir die Zeit miteinander und das, was wir durch den anderen erhalten haben, als Geschenk Gottes begreifen, IHM dafür danken und Gespräche, Ratschläge und Erfahrungen in unserem Herzen bewahren und bewegen – dann können sie zu Kraftquellen für die Zukunft werden.

Abschied nehmen heißt aber auch: Wir lassen Dinge einfach mal stehen, wir tragen sie einander nicht nach, sondern vergeben sie einander und starten fröhlich und unbeschwert auf’s Neue los. Das ist doch die Grundübung des Glaubens. Wer das vergisst, bei dem spuken die alten Gespenster noch Jahre nach einem Abschied durch Herz und Hirn.

Ja, was sagt man nun beim Abschied? Ich sag mal „Tschüss“: Nicht wegen meinen auch norddeutschen Wurzeln, sondern weil man auch mit ganz wenig ganz Vieles sagen kann. Denn „Tschüss“ kommt aus dem Romanischen und meint „Adieu“ – „mit Gott“: Geh mit Gott, unter seinem Segen und in seinem Auftrag. Ich befehle dich ihm an. Das heißt, ich sage dir: „Mach’s gut!“ Und Gott sage ich: „Kümmere dich bitte um sie und ihn und sei du bei ihnen“. Wenn wir auseinandergehen, dann bleibt er bei uns. Paulus schreibt: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2 Kor 13,13) So bleiben wir verbunden – in Jesus!

 

Euer Reinhard Steeger

(bis Sommer 2023 Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes)

 

 

 

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Bildnachweis: josealbafotos | pixabay.de