Im Osten nichts Neues. Oder doch?
Gott spricht: “Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?” (Jes 43,19)
Was hat dieser Satz mit uns zu tun? Wir haben in Zittau ein wunderschönes Gemeinschaftshaus, aber das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei ca. 55 Jahren, weil gerade junge Menschen häufig unsere Region verlassen. Menschen, die Jesus noch nicht kennen, sind nicht so einfach zu erreichen. Das macht uns manchmal traurig. Dabei haben wir eine Vielfalt an Veranstaltungen. Es gibt einen Jugendkreis, einen Teenkreis, einen Kinderkreis, mit der Kirchgemeinde zusammen einen Posaunenchor und einen Regionalchor für Sänger. Außer unserer Hauptveranstaltung „Gemeinschaft erleben“ haben wir noch zwei Bibelstunden für Berufstätige und Senioren sowie einmal im Monat ein gut besuchtes Frauenfrühstück, einen thematischen Nachmittag für alle, die Zeit haben, einen Hauskreis 50+ und eine sogenannte Sofarunde. Seit einiger Zeit bieten wir einen wöchentlichen Spielenachmittag an für Menschen, die einsam sind. Dann gibt es noch die verschiedenen Gebetsgruppen: wöchentlich frühmorgens vor der Arbeit das Männergebet, die Morgenandacht, außerdem das Müttergebet für die Schulen, vierzehntägig das Seniorengebet und den Missionsgebetskreis einmal im Monat.
Und was möchte Gott jetzt Neues schaffen und warum erkennen wir nicht, was Gott da noch tun will? Sind wir eigentlich bereit dafür?
Dann kamen plötzlich durch den Krieg ganze Busse mit Ukraineflüchtlingen in Zittau an. So viele Menschen, die hier total fremd und tief traurig waren. Wir spürten gemeinsam mit unserem Pastor Thomas Hoffmann, wie Gott uns neue Aufgaben förmlich vor die Füße legte. Uns bewegte die Frage: Was können wir für sie tun? Einfach ein Stück für sie da sein, ihnen Geborgenheit und Liebe schenken. Aber wie soll das gehen? Unsere Idee: Singen verbindet, Singen schafft Zuversicht und macht Freude. Mit einem großen zweisprachigen Banner an unserem Gemeinschaftshaus und mit Flyern luden wir in den Aufnahmestätten der Flüchtlinge und auf der Straße ein. Und sie kamen. Die Ukrainer brachten zum Teil ihre kleinen Kinder mit. Wir besorgten uns ein Bällebad und noch ein Trampolin für innen. Auch Seifenblasen, Kicker, Lego und Klettball waren von Anfang an sehr beliebt. Wir begannen vor dem Singen mit einem Begegnungscafé. Manch lustige Situation ergab sich beim Erlernen der deutschen Sprache.
Überraschenderweise kommen zu dem Chorprojekt auch Menschen aus unserem Bekanntenkreis, die sonst keinen Kontakt zur Gemeinde haben. Wir singen gemeinsam deutsche, englische und ukrainische Lieder – für uns alle sprachlich eine Herausforderung, aber es macht Freude gemeinsam zu singen. Immer wieder kommen neue Ukrainerinnen zum Chor, gerade auch durch die öffentlichen Auftritte, zum Beispiel auf dem Marktplatz vor vielen Flüchtlingen oder im Multi-Kulti Zentrum von Zittau. Einige besuchen darüber hinaus inzwischen unser Frauenfrühstück oder unsere Gemeinschafts- und Bibelstunden. Höhepunkte waren für die Ukrainer die Begegnung mit Oksana Hochberg aus Dresden, die Besichtigung der Sternemanufaktur mit Schauwerkstatt in Herrnhut und das Gartenfest mit gemeinsamem Grillen. Nun hat in wunderbarer Weise wirklich etwas ganz Neues begonnen. Es ist ein herzliches Miteinander entstanden mit einer Vertrautheit, die wir uns am Anfang noch gar nicht vorstellen konnten. Wir können da nur sagen: Gelobt sei Gott, der uns dazu berufen hat, seinem Wort zu vertrauen um sein Wirken ganz neu zu erleben.
Gotthard und Sabine Israel
LKG Zittau
Neugierig auf die anderen Inhalte des Heftes? HIER können Sie die aktuelle Ausgabe bestellen oder in älteren Heften stöbern.
Bildnachweis: Archiv SGb