Hiobsbotschaft oder Hiobs Botschaft?

Aus dem „Digital News Report 2025“ des „Reuters Institute“ geht hervor, dass immer mehr Menschen Nachrichten gelegentlich oder oft meiden. Als Hauptgründe werden genannt, dass die Nachrichten sich negativ auf die Stimmung auswirken, die schiere Menge erschöpfend ist und es zu viel um Kriege und Konflikte geht.

Wie geht es dir eigentlich mit deinem Nachrichtenkonsum?

Im Buch „Good News – Wie wir lernen, uns gegen die Flut schlechter Nachrichten zu wehren.“ von Vitello, Gaedt und Oiro schreibt das Autorenteam von sich veränderndem Journalismus durch digitale Medien. Sie beschreiben die Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft und überlegen, wie ein Umgang damit gefunden und was verändert werden kann. Drei wichtige Erkenntnisse daraus:

  1. Die Redewendung „Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten.“ beschreibt das Prinzip des Negativitätseffekts zynisch, aber treffend. Menschen nehmen Negatives im ersten Moment viel intensiver wahr als Positives oder Neutrales (kognitive Verzerrung). Darum werden z. T. Geschichten extrem und reißerisch („Clickbait“ = Der Leser wird durch die Schlagzeilen „geködert“) oder als Desinformation aufbereitet um Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren.
  2. Menschen (auch du und ich!) halten die eigene Meinung für besonders ausgewogen. Andere Standpunkte werden möglicherweise als irrational empfunden. Dabei wählt das Hirn die Informationen aus, die schon in das bestehende Weltbild passen und der Horizont bleibt gleich. Dieser Effekt wird durch Filterblasen und Algorithmen verstärkt (mögl. Folge: „Doomscrolling“ = exzessives Konsumieren negativer Nachrichten im Internet).
  3. Früher war eben nicht alles besser oder einfacher. Die Nostalgiebrille lässt es höchstens so erscheinen.

Ich möchte dich einladen, dir die Frage zu stellen an welcher Stelle (nicht ob) diese Effekte besonders auf dich wirken und was die Konsequenzen für dein Fühlen, Denken und Handeln sind.

Nachrichten haben Einfluss auf unsere Psyche (Grübeln, Depression, Stress, etc.), unser Miteinander und auf unsere Beziehung zu Gott. Welchen Einfluss – das hängt davon ab, wie du damit umgehst.

In der Bibel finden wir ein ganzes Buch, das sich mit einer Person und Ihrem Umgang mit schlechten Nachrichten beschäftigt. Jemand, der innerhalb eines Tages von Raubüberfällen, Morden und Naturkatastrophen erfahren hat. Die Rede ist von Hiob. Der Vergleich zu heute hinkt zwar in dem Punkt, dass Hiob sehr persönlich von den Botschaften betroffen war. Doch erstens trifft das auf bestimmte Nachrichten heute auch zu und zweitens macht Hiob einen Prozess durch, den es sich lohnt genauer anzuschauen. In Anlehnung an das Modell „Die 5 Phasen der Trauer“ von Kübler-Ross habe ich versucht Hiobs Geschichte zu strukturieren:

Aufnahme der Nachricht: Hiob glaubt seinen Boten die Nachricht sofort. Er stellt das, was passiert ist, nicht infrage (Kap. 1).

Depression: Er zieht sich zurück und spricht mit niemandem (Kap. 2,13). Danach wirken seine Worte düster und hoffnungslos. Er wünscht sich, dass er nie geboren worden wäre (Kap. 3).

Austausch: Seine Freunde sind für ihn da. Anschließend versuchen Hiob und seine Freunde Gottes Wesen in Diskussionsgesprächen zu ergründen (Kap. 4ff).

Ärger: Hiob zeigt Gott sein Unverständnis, klagt ihn an für das, was passiert ist (Kap. 13+14).

Akzeptanz: Hiob erkennt Gottes Größe. Er akzeptiert, dass er nicht alles verstehen kann und wird. Er ist weiter in Verbindung mit Gott (Kap. 42).

In all dem Frust hat Hiob nicht aufgehört mit Gott und seinen Freunden zu reden.

Er hat erst das Gute, dann das Schlechte aufgenommen, hat ehrlich gesagt, wenn ihm etwas nicht passte, gefragt, zugehört, akzeptiert, Manches verstanden und nie geflucht.

Was für eine wünschenswerte Kommunikationskultur – online wie offline. Hiob bleibt an keinem der genannten Punkte stehen, bis er seinen Frieden mit sich, der Situation und Gott gefunden hat. Aus dem Buch „Good News“ konnte ich diese Tipps für ein solches „Weitermachen“ ableiten:

handlungsfähig bleiben – gute Gewohnheiten etablieren – Hoffnung bewahren

Und wenn du mal vor lauter „Bad News“ (= schlechte Nachrichten) nicht weiterweißt: Das Neue Testament heißt nicht ohne Grund auch „die Gute Nachricht“.

Hier noch ein paar Fragen zum Weiterdenken:

  • Nutzt du deine digitalen Medien gezielt und planst du medienfreie Zeiten?
  • Mit wem tauschst du dich offline aus?
  • Sprichst, schreibst (und damit denkst) du konstruktiv? Bist du FÜR etwas?
  • Suchst du bewusst nach guten Nachrichten?
  • Sprichst du mit Gott über deine Sorgen? Wie steht ihr gerade zueinander?

 

 

Tobias Paschellis
iCaff Auerswalde

 

 

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Bildnachweis: LolaSandoval1 / pixabay.de